Entspannte Extraklasse
Das Lachen des Kochs

Dass der Gault Millau das „Tomatissimo“ erneut mit zwei Kochmützen zum besten Restaurant in Bielefeld prämiert hat, wäre sicher ein guter Einstieg für diesen Text – allerdings würde Bernhard Grubmüller, Chefkoch und Inhaber des etwas auswärts gelegenen Kultur-Restaurants, dem Gast ja auch nicht gleich das Hauptgericht auf die schlichten Tischplatten servieren. Die feine Küche aus Kirchdornberg verdient eine fein komponierte Abfolge.

Ebenso prägend wie die mediterrane Note für das Aroma der Speisen, ist das herzliche Lachen von Chef Grubmüller, das regelmäßig am Abend durchs Dorf hallt, für das Klima am Tie 15. Einer besonderen Adresse. Hier wurde seit Jahrhunderten Gericht gehalten. Im Zentrum des bis heute lebendigen Dorfes. Direkt nebenan erhebt sich eine der ältesten und wunderbar archaischen Kirchen Westfalens.

Etwas Besonderes kennzeichnet auch den gebürtigen Münchner. Grubmüller kam über Stationen in der süddeutschen Sterne-Küche ganz gezielt nach Bielefeld. Nein, nicht wegen der Stadt, „ich wusste nichts über Bielefeld“, sondern das Konzept des neuen Restaurants mit Namen Tomatissimo passte perfekt für ihn. „Ich hatte so eine Idee, ich konnte es aber nicht finanzieren.“

Martina und Thomas Klocke, im Hauptberuf Verleger, ermöglichten Grubmüller seine Vorstellung umzusetzen. Gute ehrliche Küche. Frisch gemacht und unkompliziert. Da darf die Flasche Wein einfach auf den Tisch. Das Ambiente locker und entspannt. Das Essen südländisch hochklassig. Das war 1998.

Seit 2016 führt der Bayer in Bielefeld das Geschäft in Eigenregie. Souffliert von Osman Kamci, dem Chef de Service. Zwischen Arbeit und Wohnen hat Grubmüller einige Kilometer gelegt. Er wohnt mitten in der Stadt. In einem kleinen, alten Arbeiterhaus. Im Hinterhof „mit wunderschönem kleinen Garten“. Und genau diese Kombination aus Stadt und Land schätzt er an seiner heutigen. „Nicht zu groß, nicht zu klein“. Sagt’s und geht die kleine Katzenstraße hoch, zu einem Schrebergarten, wo das Tomatissimo seine Kräuter zieht.

Vielleicht ist es ja auch diese Normalität, die am Ende zwei Kochmützen bringt. Vielleicht die Kreativität der Küche – Bernhard Grubmüllers Lachen wird eine Mütze mehr oder weniger nicht verändern. Dieser Mann ist, wo er ist, offenbar zufrieden – man hört es.

(Text aus dem Buch MyBielefeld von Edwin Baaske)